En  De  Fr  

Warum übersetzen wir die Bibel?

Eine überzeugende Antwort ist die Geschichte der Binumarien in Papua-Neuguinea. Als dort 1958 zwei Leute von Wycliffe die Arbeit anfingen, war die Volksgruppe wegen Stammesfehden und Krankheiten auf 111 Menschen geschrumpft. Die Binumarien dachten, sie seien «verflucht», weil sie so wenige blieben. 1984 wurde die Übersetzung des Neuen Testamentes in ihrer Sprache überreicht, und die Bevölkerungszahl ist wieder auf 1000 Leute angewachsen!

Konkret: Die Kämpfe innerhalb des Volkes und mit Nachbarvölkern sind stark zurückgegangen. Früher, wenn zum Kampf gerufen wurde, sagte jeder: «Los geht‘s!» Eine weitere Veränderung, die für das ganze Volk wichtig war: Sie begannen, ihre Frauen besser zu behandeln, z. B. während der Geburt. Früher galten Frauen als Menschen zweiter Klasse oder sogar als «Arbeitstiere». Das änderte sich, als sie die Worte in 1. Mose 1,26-27 hörten. Da wurde ihnen klar, dass alle Menschen, Mann und Frau, nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Heutzutage wollen die Leute nicht mehr kämpfen und sie achten ihre Frauen. Sie beten zu Gott und haben die innere Überzeugung, dass Töten, Stehlen, Lügen und Missbrauch nicht Gottes Plan entsprechen.

Interview mit Peter Wilburg, Leiter von Wycliffe Schweiz

Welche Rolle spielt die Bibelübersetzung?
Durch die Übersetzung in die Muttersprache erreicht die Botschaft der Bibel die Herzen. Die Binumarien dürfen Binumarien bleiben und sollen die Botschaft in ihren Alltag als Binumarien umsetzen. Die Umsetzung sieht bei ihnen natürlich anders aus, als bei uns, da sie in einer ganz anderen Kultur leben.

Wenn sie nur die englische Bibel hätten, könnten sie viele Wörter und grundlegende Aussagen nicht verstehen. Dank der Bibel in Binumarien können sie Gottes Reden ihrer Kultur entsprechend verstehen, ihn kennenlernen und zu ihm beten.

Sind diese positiven Auswirkungen belegt? Gibt es Statistiken?
Wir sehen immer wieder im kleineren Rahmen, wie Gottes Wort Leben verändert. Daneben gibt es umfassendere Studien von Robert Woodberry, der einen erstaunlich deutlichen Zusammenhang aufzeigt: Den Ländern, in denen in der Vergangenheit protestantische Missionare wirkten, geht es insgesamt bedeutend besser. Beispiele aus Woodberry (2012):

  • Die Wirtschaft ist weiter entwickelt.
  • Der Bevölkerung geht es gesundheitlich besser.
  • Die Kindersterblichkeit ist geringer.
  • Es gibt weniger Korruption.
  • Mehr Menschen können lesen und schreiben.
  • Männer und vor allem Frauen geniessen eine höhere Bildung.
  • Eine Demokratie kann besser Fuss fassen.

Diese Missionare förderten besonders den Umgang mit der Bibel und damit zugleich die Bildung der Bevölkerung. Ihre Vision war das «allgemeine Priestertum», d. h. jeder Mensch ist mündig und soll daher lesen und schreiben können. Bildung für alle ist die Grundlage für Demokratie. Wenn vor Gott alle Menschen gleich und mündig sind, müssen auch alle Zugang zur Bibel haben.

Und was sagst du zum oft gehörten Vorwurf, Mission zerstöre die Kultur?
Es stimmt: Wenn wir den Menschen das Christentum, wie wir es im Westen leben, überstülpen möchten, dann könnte das passieren. Aber Wycliffe arbeitet anders. Damit die Kultur jeder Volksgruppe bewahrt bleibt, übersetzen wir die Bibel in die lokale Sprache, denn so bekommen die Menschen in der Form Zugang zu Gottes Botschaft, die ihrer Identität und Kultur am besten entspricht.

Übrigens, die Mitarbeiter von Wycliffe Schweiz sind Hand in Hand mit vielen Völkern genau mit diesem Ziel tätig, dass auch diese die Bibel in ihrer Sprache erhalten. Eine Auswahl finden Sie hier.

 

Quelle: Woodberry, Robert. 2012. The Missionary Roots of Liberal Democracy. American Political Science Review, Vol. 106, No. 2.