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Herausforderungen der Bibelübersetzung

Unsere Wycliffe-Mitarbeiter treffen beim Übersetzen in eine fremde Sprache auf viele Herausforderungen. Der Grund ist, dass die Bibel im Mittelmeerraum vor 2000 bis 3000 Jahren in einer bestimmten Kultur geschrieben wurde. Viele Begriffe sind für ein Volk in der heutigen Zeit in einem anderen Klima und mit einer anderen Kultur völlig unbekannt. Zwei Beispiele:

Das gibt es bei uns nicht …

«Er wird euch ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen, das mit Polstern ausgestattet und für das Festmahl hergerichtet ist.» Markus 14,15

Die traditionellen Häuser der Sumrai sind strohbedeckte Rundhütten. Wie erklärt man ihnen ein Haus mit einem Obergeschoss? Das Übersetzerteam kam zu folgender Lösung für diesen Vers: «In diesem Gehöft gab es ein Haus, auf das man einen ‹Kollegen› drauf gebaut hatte.»

Winter oder Regenzeit?

Wie übersetzt man «Winter» für Menschen, die keinen Winter kennen, zum Beispiel in Markus 13,18: «Betet darum, dass ihr nicht im Winter fliehen müsst!»

Der «Winter» in Palästina zeichnet sich durch viel Regen und Kälte aus und das Reisen ist schwierig. Deshalb sollten die Jünger beten, nicht in dieser Zeit fliehen zu müssen. Auf Sumrai musste zwischen «kalter Zeit» (November – Februar) und «Regenzeit» (Juni – September) gewählt werden.

  • Die kalte Zeit ist die Zeit, die sich besonders zum Reisen eignet, denn die Wege und Pisten sind trocken und die Hitze nicht erdrückend.
  • Dagegen ist die Regenzeit für die Sumrai eine schwierige Zeit. Es gibt wenig zu essen und die Strassen und Wege in diesem flachen Reisanbaugebiet sind unpassierbare Sümpfe. Es leuchtet ein, dass diese Umstände besonders schwierig sind für schwangere Frauen und stillende Mütter.

Das Wort «Regenzeit» eignet sich etwas besser, obwohl die Regenzeit der Sumrai und der palästinensische Winter nicht dieselben Monate abdecken. Das scheint jedoch im Zusammenhang dieser Stelle bei Markus keine Rolle zu spielen. Im Glossar wird das Wort «Regenzeit» dann genauer erklärt.

Übersetzungsarbeit erfordert sehr gute Kenntnisse der lokalen Sprache und Kultur und braucht viel Feingefühl, Geduld und Arbeitseinsatz. Aber was für ein Segen, wenn ein Volk unmittelbaren Zugang zum Wort Gottes erhält durch die Übersetzung in seine Muttersprache!