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Grosse Freude für ein kleines Volk

Mit zwölf Einheimischen fing es an, ähnlich wie vor 2000 Jahren, als Jesus an die Öffentlichkeit trat …

Ein Dutzend Lindu-Sänger, deren Leben einen jämmerlichen Eindruck bot, wurde vom Leiter des Übersetzungsteams eingeladen, Lieder zu komponieren und dazu Worte in ihrer Muttersprache zu dichten. Zu dieser «Berufung der Zwölf» kam es, nachdem der Teamleiter herausgefunden hatte, dass Singen die grosse Leidenschaft des Lindu-Volks ist. Der Schlüssel zur Freundschaft mit den Lindu schien die Musik zu sein.

Die zwölf Männer machen sich ans Schaffen, was sie nach und nach zu einem kreativen Team zusammenschweisst. In den folgenden Jahren krempelt Gottes Schöpfungskraft das vergeigte Leben eines jeden der musikalischen Kerle dergestalt um, dass sie sich mit einer Fülle neuer sowohl geistlicher als volkstümlicher Lindu-Lieder hervortun. Schliesslich schaffen sie ein Album mit weit über dreissig Liedern, die sie auch auf Youtube veröffentlichen. Einer ihrer Songs sei schon 17 000 Mal angehört worden (Suche: «Sanggar Seni Peronde»).

Der unvergessliche 22. Oktober 2022 …

Willkommen in der Welt der Lindu! Scharen freudestrahlender Gäste strömen von andern Inseln Indonesiens ebenso herbei wie vom weit entfernten Ausland. Mit Kind und Kegel feiert die farbenfrohe Festgemeinschaft den Empfang des Neuen Testaments in der Sprache der Lindu: Alles dreht sich um die brandneuen, gerade noch rechtzeitig vor dem Fest fertiggestellten Exemplare der Übersetzung in Tado-Lindu, die Sprache der rund 3600 Lindu, die in fünf Dörfern Zentral-Sulawesis leben.

Lieder dichten und singen ist bei weitem nicht die einzige Leistung der Lindu: Ihre Schaffenskraft zeigt sich auch deutlich im Werk all jener, die zwischen 2007 und 2022 als Partner bei der Erhebung der notwendigen Sprachdaten ihr Herzblut eingesetzt haben, um die Verwendung ihrer Muttersprache zu fördern. Das weit über das Neue Testament in Tado-Lindu hinaus reichende Ergebnis lässt staunen: ein Wörterbuch, über 60 Lesebücher für Primarschulen inklusive Anleitung für Lehrkräfte, viele Schulungen und Fortbildungskurse, Workshops in Ethnomusikologie, die Synchronisierung und Veröffentlichung des Jesus-Films und die Audioaufnahme des gesamten NT wie die Herausgabe als Hörbuch.

Die Buchstaben sind bestens bestimmt, die Zeilen fein gereiht und die Seiten gedruckt. Was für ein Fest! Die Lindu feiern Erntedank – buchstäblich.

Von A bis Z ein Wunder …

Da auch Wycliffe Schweiz das Übersetzungsprojekt finanziell unterstützt hat, war Thomas Deusch als Vertreter und Gast aus der Schweiz vor Ort. «Die reichhaltigen Feierlichkeiten begannen mit urchigen Begrüssungszeremonien, die Gästen aus Nah und Fern unter die Haut gingen», erzählt Thomas begeistert. Abgesehen vom Festgottesdienst in der Ortskirche der Heilsarmee findet die Feier im Freien statt: auf der Plattform am Ende eines Holzstegs, der weit über das Ufer des lichtgetränkten Lindusees hinaus führt.*

«Bisher waren wir ein vergessenes Völkchen», betont einer der Ältesten voller Rührung, «jetzt aber haben auch wir einen Platz unter jenen Völkern, die Gottes Reden hören und verstehen können, weil Gott zu uns in unsrer eigenen Sprache spricht.»

«Im Distrikt Lindu machen wir nur fünf Dörfer aus», wundert sich der Distrikt-Gouverneur gegenüber einem Übersetzungsberater, «ihr aber habt uns ernstgenommen: In Gottes Augen sind wir so kostbar, dass ein Kirchenkomitee in Jakarta bereit war, Budy Karmoy – keinen der Unsrigen, einen Fremden! – hierher zu entsenden. Zu uns Lindu, einem Volk, von dem die Gemeinde Jesu in Indonesien noch nie gehört hatte … Für uns ist das ein Wunder!»

Glücklich und mit Gewissheit können die Lindu nun sagen: «Jesus ist bei uns daheim. Er ist jetzt einer von uns. Wir wissen es, weil wir heute hören können, wie er auf Tado zu uns spricht.»

Damit nicht genug …

In einem andern Distrikt Sulawesis wird nur zwei Tage nach dem Fest bei den Lindu die Übergabe des Neuen Testaments in Moma gefeiert. Mit einem herzhaften «hallelu Yah!» staunt dabei ein Gast: «Einzigartig! Ein Wochenende voll Dankgesang zu Gottes Ehre, da zwei Völker sich aufmachen, die Veröffentlichung der Frohen Botschaft in ihrer eigenen Sprache zu feiern!»

Wie wunderbar die Geschichte zu Ende geht, fasst eine einheimische Übersetzerin zusammen: «Ich war mir alles andere als sicher, ob wir dazu fähig wären … Jetzt, wo die Übersetzung des Neuen Testaments vorliegt, wissen wir, dass es der Heilige Geist ist, der uns dazu befähigt hat!»

Nach einem Kartidaya-Report (Kartidaya ist eine der drei wichtigsten von mehreren regionalen indonesischen Bibelübersetzungsorganisationen)