En  De  Fr  

Berufung – 10 Thesen

  1. Die Suche nach Gottes Willen beginnt beim Erkennen, dass Gott mir wohlgesinnt ist. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass „erkennen“ im biblischen Sinn wesentlich mehr ist als ein intellektuelles Für-wahr-halten. Diese tiefe Erkenntnis soll mein ganzes Wesen erfassen und bestimmen; je besser ich ihn kenne, desto besser kann ich den richtigen Weg vom Irrweg unterscheiden. Die Frage nach Gottes Willen macht nur Sinn, insofern sie eingebettet ist in eine lebendige (Liebes-)Beziehung mit dem himmlischen Vater. Gott liebt mich, und zwar bedingungslos, begeistert, und mit tief empfundener Freude. – Daraus folgt insbesondere auch, dass Gott mich gerne führt; er spielt nicht Verstecken mit mir; das Gelingen meines Lebens ist ihm lieb und teuer.
  2. Gute Entscheide entsprechen biblischen Grundsätzen: Weil Gott mir wohlgesinnt ist, glaube ich auch, dass seine ethischen Massstäbe für ein gelungenes Leben grund-legend sind. Jeder Entscheid, der dem allgemeinen Willen Gottes widerspricht, wird früher oder später bitter beweint.
  3. Gute Entscheide sind ganzheitliche Entscheide: Sie berücksichtigen Hirn, Herz und Hand; sie beziehen mein Umfeld mit ein (meine Familie, meine Freunde); sie berücksichtigen meine Biographie, insbesondere früher gefällte Entscheide, die sich bewährt haben; sie beachten meine Gaben und meine Grenzen. Ich folge der „Logik meiner Lebensrealität“.
  4. Gott spricht auf ganz unterschiedliche Weise: Unser Gemeindehintergrund, unsere Erfahrung, unser Umfeld prägen uns in unserer Vorstellung, wie Gott redet. Ein Bibelstudium zum Thema könnte unseren Horizont erweitern.
  5. Gute Entscheide förden Gottes umfassenden Schalom – in meinem Umfeld wie auch bei mir selber: Als Frucht eines guten Entscheides werden Glaube, Liebe und Hoffnung gefördert; Gott kommt mehr zum Zug; sein Friedensreich wächst. Vielleicht wird diese Frucht erst übermorgen sichtbar, aber ich mag schon heute in Vorfreude einen guten Vorgeschmack wahrnehmen.
  6. Nur ein fahrendes Schiff lässt sich steuern: Wenn ich auf „absolute Gewissheit“ oder „gänzliche Läuterung meiner Motive“ warte, mache ich mich nie auf den Weg. Deshalb wage ich den nächsten Schritt, den mir Gott zeigt; ich vertraue darauf, dass Gott einschreitet, wenn dieser in die falsche Richtung gehen sollte. „Wahrheit wird oft im Experiment gefunden“ (Deichgräber).
  7. Ohne Risikobereitschaft kein Entscheid: Jede Wahl beinhaltet die Möglichkeit eines Irrtums. Es hilft, die schlimmstmögliche Folge zu bedenken. Könnte ich damit leben? Könnte ich den gefällten Entscheid im Bedarfsfall rückgängig machen? Ein Ja zu diesen Fragen nimmt die Angst vor einem (Fehl-) Entscheid.
  8. Gute Entscheide basieren auf einer klaren Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenaspekten: Damit ich beim Entscheiden auch mitten in den Bäumen den Wald noch sehe, bemühe ich mich, das wirklich Wesentliche im Blick zu behalten und die Nebensächlichkeiten (vorerst) beiseite zu lassen.
  9. Gute Entscheide gehen mit dem Faktor „Zeit“ gekonnt um: Ich entscheide im richtigen Tempo, d.h. ich überstürze nichts, aber ich zögere auch nicht unnötig hinaus. Bevor ich einen grossen Entscheid nach aussen kommuniziere, schlafe ich nochmals darüber. In Krisensituationen fälle ich keine wichtigen Entscheide.
  10. Gott redet auch durch unsere Wünsche und Sehnsüchte: Insofern beide Alternativen grundsätzlich gottgefällig sind, darf ich ruhig davon ausgehen, dass die für mich attraktivere Möglichkeit die richtige ist. Ich wähle nicht grundsätzlich den für mich schwierigeren Weg, akzeptiere ihn aber bereitwillig und demütig, wenn Gott mich so führt.