2014 strahlte das Schweizer Fernsehen eine Sendung über Christina Krüsis Buch „Das Paradies war meine Hölle“ aus. Mehrere andere Medienberichte folgten seither. In diesem Zusammenhang wurden uns verschiedene Fragen gestellt, die wir hier beantworten.
Wir gratulieren Christina Krüsi zu ihrem Mut, sich den Traumata ihrer Kindheit zu stellen. Gerade der Film zeigt eindrücklich, wie schwierig dies für Opfer solcher Übergriffe ist.
Solche Greueltaten können nicht im Namen Gottes getan werden. Der Name Gottes wurde von den Tätern als Vorwand missbraucht.
Als die Vorfälle ab 2003 bekannt wurden, hat unsere Partnerorganisation umgehend eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Bei dieser Untersuchung wurden in über 200 Interviews sämtliche Personen befragt, die zum Zeitpunkt der Übergriffe in Tumi Chucua tätig waren.
Allerdings konnte gegen die Täter nicht mehr rechtlich vorgegangen werden, da bei Bekanntwerden der Taten diese bereits verjährt waren.
Das persönliche Statement ihrer Eltern wurde von einem Publikum einseitig interpretiert, an das es nicht gerichtet war. Wir haben es deshalb von unserem Server genommen.
Aufgrund der Vorfälle in Bolivien hat Wycliffe umfassende Kinderschutzmassnahmen getroffen. Diese beinhalten auch ausführliche Schulung und Sensibilisierung im Kinderschutz.
Die Arbeits- und Lebensgemeinschaft in Tumi Chucua war sehr familiär und intensiv. In den 70er-Jahren war man für das Thema Kindsmissbrauch kaum sensibilisiert. In diesem Kontext konnten allfällige Verdachtsmomente nicht richtig eingeordnet werden.
Christina berichtet aus ihrer Erinnerung von dem, was sie in ihrer Kindheit erlebt hat. Dazu können und wollen wir uns nicht äussern. Die Medien berichteten grösstenteils ohne Rücksprache mit uns.
Unsere Partnerorganisation SIL, unter deren Verantwortung die Schule in Tumi Chucua geführt wurde und die auch die Aufarbeitung der Übergriffe leitet, hat sich bei allen Opfern persönlich entschuldigt. Wycliffe Schweiz schliesst sich dieser Entschuldigung ohne Einschränkung an.
Wycliffe Schweiz hat in einem Brief tiefstes Bedauern gegenüber Christina Krüsi ausgedrückt. Der Brief wurde vom Vereinspräsidenten, vom Leiter von Wycliffe Schweiz sowie von der damaligen Personalverantwortlichen unterschrieben.
Es fanden Zahlungen statt. Alle Opfer wurden zu Aussprachen (Debriefings) eingeladen; es wurde ihnen psychologische Hilfe ermöglicht sowie finanzielle Hilfe für Weiterbildungen gewährt.
Keiner der Täter war jemals Mitarbeiter von Wycliffe Schweiz. Sie wurden von anderen, nicht-schweizerischen Partner-Organisationen nach Bolivien entsandt.
Als die Übergriffe bekannt wurden, arbeitete keiner der Täter mehr bei Wycliffe. Unsere aktuellen Richtlinien zum Kinderschutz bewirken, dass überführte Mitarbeiter fristlos entlassen und angezeigt werden.
Die Täter wurden mit den Vorwürfen konfrontiert. Ihre Namen und die ihnen vorgeworfenen Taten wurden den zuständigen Behörden in ihrem Heimatland mitgeteilt.
Es ist für uns einer der frustrierendsten Aspekte dieser Angelegenheit, dass wir rechtlich gegen die Täter nichts unternehmen können. Bei Bekanntwerden waren die Taten verjährt und wurden in einem anderen Land begangen als dem Wohnsitzland der Täter.
Nach Bekanntwerden der Vorfälle hat unsere Partnerorganisation SIL (der die Wycliffe-Mitarbeiter im Ausland in der Regel unterstellt sind) umgehend eine Untersuchung eingeleitet. Wycliffe Schweiz war daran nicht beteiligt. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in mehreren «Statements of Finding» festgehalten; diese werden bei unserer Partnerorganisation SIL aufbewahrt.
Als die Opfer vor 10 Jahren zu reden begannen, gab es die Kinderschutzausführungen noch nicht. Sie wurden erst aufgrund der Missbrauchsfälle in Bolivien aufgebaut und in Kraft gesetzt.
Die Übersetzer arbeiteten in 13 Sprachgruppen verteilt über ganz Bolivien. Dort lebten sie äusserst einfach und nur für wenige Wochen oder Monate am Stück. Den Rest der Zeit verbrachten sie auf der Basis. Dort gab es eine Schule für die Kinder, einen Laden, ein Versammlungsgebäude, Sanitätsposten, Werkstätten und einen technischen Dienst.
Auf der Basis lebten die Übersetzer und ihre Familien sowie Unterstützungspersonal: Lehrer und Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen, Techniker, Drucker, administratives und medizinisches Personal. Alles in allem lebten in Tumi Chucua jeweils zwischen 40 und 60 Erwachsene und 25 bis 30 Kinder. Die meisten waren US-Amerikaner, daneben gab es einige wenige europäische Nationalitäten.
Die Wycliffe-Arbeit in Bolivien begann 1953 und wurde 1984 den bolivianischen Behörden übergeben. Die ehemalige Basis funktioniert heute als normale politische Gemeinde.
Nein. Sie sind ein Relikt aus der Gründungszeit von Wycliffe.