Ajawisch (25 Dialekte)
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Ajawisch (25 Dialekte)
von ca. 23 000 Ajawen sprechen nur noch ca. 4 000 Ajawisch
Schamanismus, Animismus
einige Evangelien, biblische Geschichten, Gleichnisse
Die Ajawen sind eines der Minderheitsvölker Ostasiens. Sie wohnen weit verstreut in einem grossen Gebiet. Früher waren die meisten von ihnen Nomaden und zogen mit ihren Herden umher. Ihre Tiere waren für das Überleben in diesen abgelegenen Gebieten sehr wichtig, da sie nicht nur als Transportmittel dienten und Fleisch und Milch lieferten, sondern man aus ihren Fellen auch Kleider, Schuhe und Zelte herstellte.
Heute sind viele Ajawen in Dörfern sesshaft, welche oft sehr abgelegen sind. Teilweise arbeiten die Männer noch in der Tierzucht und ziehen mit den Herden umher. Es gibt auch einige Familien, die nach wie vor als Nomaden leben. In den Dörfern arbeiten die Leute mehrheitlich im öffentlichen Sektor: in Schulen, der Verwaltung oder in Geschäften. Viele gehen für ihren Lebensunterhalt auch jagen, fischen, Beeren sammeln und teilen die kostbaren Schätze gerne mit Nachbarn, Verwandten und Freunden.
Aus Tierfellen werden heute noch traditionelle Kleider hergestellt, die an besonderen Anlässen getragen werden. Die Ajawen führen gerne verschiedene Tänze auf, bei welchen sie die Natur und die traditionelle Lebensweise nachahmen. Sie haben auch einen speziellen Rundtanz mit Sprechgesang, bei welchem alle mitmachen können.
In den meisten Dörfern sind die Ajawen in der Minderheit und benutzen die ajawische Sprache nur, wenn sie unter sich sind. Oft haben die Eltern ihre Sprache auch nicht mehr an die Kinder weitergegeben, da sie dachten, es sei besser, wenn diese die Regional- oder Landessprache gut beherrschen. Die Sprachsituation wird zusätzlich durch die Tatsache kompliziert, dass es ungefähr 25 ajawische Dialekte gibt. Junge Ajawen ziehen oft für ihre Ausbildung in die Stadt und bleiben dann häufig dort.
Die Ajawen hatten ursprünglich einen schamanistisch-animistischen Glauben. Auch wenn die Schamanen heute weitgehend verschwunden sind, ist die Vorstellung, dass die Natur beseelt ist und Geister von Gegenden, Flüssen und Bäumen durch Opfergaben wohlwollend gestimmt werden müssen, weiterhin vorhanden. Gewisse Opferrituale wie «Fütterung» des Feuers oder Opfergaben für den Geist eines Flusses oder Baumes sind recht verbreitet. Diese Praktiken gelten als Teil der Kultur und Identität der Ajawen. Der christliche Glaube wird oft als ein Teil der nationalen Kultur angesehen. Dieses Vorurteil verstärkt sich, wenn Ajawen Bibeltexte in der Landessprache erhalten. Deshalb ist die Übersetzungsarbeit trotz einer begrenzten Anzahl an Sprechern wichtig.
Es gibt einige Christen unter den Ajawen und kleine Gruppen von Gläubigen in den Dörfern.
Das Leben in den Dörfern ist oft hart. Es gibt wenige Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten, die Gesundheitsversorgung ist schlecht und die Lebensmittel sind teuer. Das extreme Klima macht diese Umstände noch gravierender. Trotzdem leben die meisten Ajawen lieber auf dem Land als in der Stadt.
Viele Ajawen sind besorgt, weil ihre Sprache immer weniger gesprochen wird. Es werden zwar einige Anstrengungen von Privatpersonen und der Regierung unternommen, um den Gebrauch des Ajawischen zu fördern, aber es ist sehr schwierig, diese Tendenz umzukehren.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde das Matthäusevangelium auf Ajawisch übersetzt. Danach wurde die Übersetzungsarbeit erst vor etwa 30 Jahren wieder aufgenommen. Bisher sind das Markusevangelium, das Lukasevangelium, ein Buch mit biblischen Geschichten und einige Gleichnisse in Umlauf. Da die Ajawen ihre Sprache oft lieber hören als lesen, wurden von den beiden zuletzt genannten Publikationen auch eine Audioaufnahme, eine App und einige Videos gemacht.
Zurzeit werden die Bücher Ruth und Jona übersetzt und das Lukasevangelium überarbeitet. Danach sollen die Lumo-Kurzfilme über das Leben Jesu synchronisiert und weitere Ausschnitte aus dem Alten und Neuen Testament übersetzt werden. Die übersetzten Texte sollen neben der Druckversion auch als Audio-Version und App verfügbar gemacht werden.